Berliner Tradition seit 2014
Man muss die Feste feiern, wie sie fallen.
„Die“ Polyparty
Am 10. Januar 2014 fand die erste Berliner Polyparty statt. In einer Location die heute leider nicht mehr verfügbar ist: „Wo Gudrun und Rüdiger einander berühren“, nämlich Rüdigerstraße Ecke Gudrunstraße genau neben dem Zentralfriedhof in Lichtenberg. (Unser Gastgeber sagte noch, die Nachbarn würde es nicht stören, falls es laut wird.) Sechs Polyparty-Orgateam-Veteran*innen (Helena, Jochen, Zoé-Carine, Atman, Anne-Kathrin, Werner) hatten vorbereitet und eingeladen. Niemand wusste, was genau da auf uns zukam. Wir waren nicht mal sicher, ob überhaupt Gäste kommen würden, oder ob wir nur zu sechst in den leeren Räumen sitzen würden. Dann die Überraschung: über hundert Gäste zwischen gerade mal volljährig und über 70 tummelten sich in den Räumen und auf der Terrasse. Wo man auch hinschaute: leuchtende Augen. Das leckerste Mitbringbuffet ever. Richtig gute Tanzmusik. Fantasische Stimmung. Reichlich Betrieb im Kuschelraum…
Ich habe mich an diesem Abend in ca. ein halbes Dutzend Menschen verliebt (und war danach für ein paar Wochen mit S. liiert, leider wurde nicht mehr daraus). Auch P. habe ich kennengelernt, beim ersten Blick in die Augen haben wir beide gesagt: „Lass uns mal treffen und darüber reden, ob wir gemeinsam ein Business gründen!“ Später wurde es kein Business, aber für eine sehr wichtige Zeit meines Lebens der allerbeste Freund.
Was für immer bleiben wird: die Erinnerung an die beste Party ever. Obwohl die Angebote der Polyparty noch erweitert wurden, besser als die allererste konnte es nicht mehr werden (vielleicht auch, weil wir bei der ersten noch keinerlei Erwartungen hatten). ein paar sensationelle Polyparties in Lichtenberg (mit Lagerfeuer und aufblasbarem 4-m-Pool auf der Terrasse). Dann störte es die Nachbarn doch, wenn es laut wurde, nachdem in der Umgebung viele kleine Reihenhäuschen entstanden, und wir feierten im Hotel Essentis in Schöneweide (einmal mit 250-qm-Tanzraum, einmal mit kompletter Saunalandschaft). Heute existiert auch das Essentis in dieser Form nicht mehr. Und im Spirit über den Dächern des Weddings gab es ebenfalls großartige Polyparties. Ab dem zweiten Jahr der Polyparty wurde das Polydating angeboten (ein etwas weiterentwickeltes Speed Dating, aus dem mittlerweile das Tingeling Rosinenpicken geworden ist).
Dann kam der Bruch. In unserem Sechser-Team gab es von Anfang an Spannungen zwischen zwei Personen. Meines Erachtens war die Ursache gar nichts Schlimmes, sie hatten einfach unterschiedliche Kommunikations-Stile, und zu übersetzen, was da wohl gemeint war, genügte in der Regel. Ich hatte es als meine Aufgabe gesehen, mich um dieses Problem zu kümmern und dadurch das Team zusammenzuhalten. Bis ich einmal so sehr mit einer Beziehungskrise beschäftigt war, dass ich nicht mehr die volle Aufmerksamkeit für meine quasi elterliche Fürsorge für das Team aufbringen konnte: Vierzehn Tage nicht aufgepasst, und der Streit ist irreparabel eskaliert. Natürlich war die Polyparty für alle zu wertvoll, um sie dadurch Schaden nehmen zu lassen, doch statt eines Sechs-Personen-Teams gab es danach mehrere kleinere Teams. Bis zu vier Teams, die Polyparty machen wollten, drei davon haben tatsächlich jeweils mehrmals stattgefunden. Immerhin war der Konflikt nicht so schlimm, dass wir nicht doch im Frieden auseinandergehen konnten. Wir waren uns einig, dass es eine Bereicherung sein sollte, verschiedene Varianten der Party anzubieten, und alle ehemaligen Mitstreiter waren immer zu allen Parties herzlich eingeladen.
••• Atman und Zoé-Carine schlugen einen recht herausfordernden Weg ein. Im Club „Insomnia“ sollte mit der dortigen Polyparty die Polygemeinde mit der Hedonistenszene verbunden werden. Also Polyparty-Stammgäste plus Insomnia-Stammgäste incl. Laufkundschaft, was leider nicht den gewünschten Erfolg hatte, zu wenig Verbindung gab es zwischen den beiden Zielgruppen, die mehr nebeneinander her feierten, als sich zu vermischen. Zudem gab es vor Beginn auch jedes Mal noch eine Podiumsdiskussion mit teilweise prominenten Poly-Größen, die Atman dem Poly-Aktivisten wichtig waren, den Partygästen aber weniger. Und im Keller fand das Polydating statt.
••• Anne-Kathrin nutzte ihren Kontakt zum Haus Lebenskunst, wo bis heute ihre Polyparty mehrmals im Jahr stattfindet, gemeinsam organisiert mit Amalia. Angesichts des ausdauernden Durchhaltevermögens kann mit Fug und Recht behauptet werden, dass diese Party derzeit (noch) der erfolgreichste Ableger der ursprünglichen Polyparty ist. Mit Vorstellungsrunde am Anfang und ohne Polydating.
••• Und ich (Werner) habe in teilweiser Zusammenarbeit mit Jochen die Polyparty in Schöneberg veranstaltet, in den Räumen der AHA, eines ehemals schwulen Emanzipationsvereins aus den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, mittlerweile weiterentwickelt zu einem queeren Verein, bei dem alle willkommen sind, die andere nicht diskriminieren, und denen die Polyparty queer genug war, um die Räume an uns zu vermieten. Dieser Zweig unseres Polyparty-Pflänzchens hat die Coronazeit zunächst nicht überstanden, doch wie bereits angekündigt, wird es von Tingeling (Werner und Aaron) bald wieder eine neue Polyparty geben, nämlich ab dem Sommer 2025. Ihr dürft euch schon freuen. Und ihr könnt jetzt schon eine Erinnerung per E-Mail bestellen, wir benachrichtigen euch dann rechtzeitig.
Was unsere neue Tingeling Polyparty angeht, werden sowohl alte Polyparty-Traditionen gepflegt, als auch neue Entwicklungen einfließen:
- Traditionell, wie immer:
- Mitbringbuffet vom Feinsten (wir bringen mit viel Liebe Selbstgemachtes mit und geben uns richtig Mühe!)
- Tanzmusik vom Poly-DJ
- ohne Kuschelraum geht gar nichts!
Wichtige Regel: Niemand betritt den Kuschelraum alleine, schon gar nicht zum Zuschauen.
Zutritt nur gemeinsam mit mindestens einer Person, mit der man gemeinsam kuscheln (oder nacktkuscheln) will - Anmeldung per E-Mail an anmeldung@tingeling.de, damit wir euch vor der Party noch unsere Spielregeln für den Abend zuschicken können,
gemeinsam mit den nötigen Infos über die Location, - Eintritt frei, aber nicht bedingungslos.
(Es kostet kein Geld, sondern Verbindlichkeit: Spenden sind willkommen, und wer sich danebenbenimmt, fliegt raus!
Anmelden und dann ohne Absage Fernbleiben gilt auch als Danebenbenehmen.)
- Neu à la Tingeling:
- Polytombola, Teilnahme verpflichtend für alle, Details in der Infomail. (Gab es bereits einmal in der AHA)
- Polydating (wie das Rosinenpicken, aber ohne den Fragebogen), Teilnahme optional.
- Lustiges Kennenlernspiel (das kann peinlich werden, macht aber Riesen-Spaß).
Alternativ zur Polyparty…
… gibt es weitere Veranstaltungen, z. B. die Körperkontaktparty, das Solidaritätsessen oder das Spontanverlieben. Siehe auch unsere Party-Highlights.